Reisebericht Segeltörn Sardinien 08.11. bis 15.11.2003

(aufgeschrieben von Marlies Gade)

Teilnehmer:

Torsten Stöberl - Skipper

Guido Jacobasch

Peter Horn

Anke Hagemeister

Marlies Gade

08.11.2003 – 1. Tag / Anreise

(Sonnenschein auf Sardinien)

Für mich geht es erst einmal von Berlin nach Köln. Der Flug ist insofern schon mal was besonderes, da solche "Promis", wie Norbert Blüm und Renate Künast mit an Bord sind.

In Köln angekommen, treffe ich Torsten und Peter. Zusammen fliegen wir nach Olbia. Dort stoßen dann auch Guido (von seinem Italienurlaub kommend) und Anke zu uns. Nun ist die Crew ist komplett. Am Flughafen werden wir durch den Shuttle-Service des Charterunter-nehmens abgeholt. Es geht einmal quer über die Insel nach Alghero, wo unser Boot liegt. Als wir ankommen, ist das Boot noch nicht zur Übergabe fertig. Also brechen wir erst einmal zum Stadtrundgang und zur Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit für Proviant auf. Nach Sightseeing und Einkauf beginnt die Bootsübergabe. Unser Boot ist ein Oceanis 393 Clipper mit dem Namen "Denebola" Die Übergabe zieht sich etwas in die Länge – wir warten auf Fabrizio! Die Zeit wird genutzt, um eine Flasche Vino Nuovello zu öffnen, und auf das, was da kommen wird anzustoßen und natürlich auch dem Gott des Windes ein Opfer darzubringen. Als die Übergabe abgeschlossen ist, gehen wir in die Stadt, wir haben Hunger und andere dringende Bedürfnisse. Es dauert eine Weile, bis wir in einer klitzekleinen Pizzeria landen. Dort können wir zumindest unseren Hunger stillen. Bevor es aufs Boot geht, nehmen wir noch einen "Absacker" im Café Latino (wo es dann auch Toiletten gibt). In dieser Nacht steht noch ein besonderes Ereignis bevor: eine Mondfinsternis – La notte della Luna rossa. Ich habe sie verschlafen.

09.11.2003 – 2. Tag

Als wir aufstehen, ist es ist 08.00 Uhr und die Sonne scheint. Torsten holt noch Benzin für den Motor vom Beiboot. Dann gibt es das erste Frühstück an Bord und gegen 10.00 Uhr geht es endlich los auf "Große Fahrt". Unser Tagesziel ist Stintino, am Capo del Falcone vorbei durch die Enge vor der Isola Asinara. Die See ist ruhig, wir fahren unter Segel mit Motorunterstützung. Der Wind wird aber bald frischer und der Skipper entscheidet, die Insel Asinara zu umfahren. Das bedeutet eine mindesten 3 Stunden längere Fahrt. Als Mittagsersatz gibt es Marmeladenkekse und Rosmarincracker, die ich leider auch gegessen habe. Bei mir beginnen am Nachmittag die ersten Übelkeitserscheinungen, die ich zunächst noch mit Tabletten und Kaugummis unter Kontrolle bekomme. Die Fahrt zieht sich elend in die Länge, es geht auf den Tiefpunkt zu. Mir geht es ziemlich schlecht. Ich bekomme einen Eimer. Es ist nun schon dunkel, die See wird rauher und Torsten entscheidet, daß wir die Lifebelts anlegen sollen. Unter Deck geht es dann los: mich, Peter und Anke hat die Seekrankheit voll erwischt!! Torsten tut mir leid, er beseitigt die Spuren. Es zieht sich noch eine Weile bis zu unserer Ankunft um 22.00 Uhr in Stintino hin. Aber es gibt keine weiteren Zwischenfälle mehr. An unserem ersten Abend kochen Guido und Anke Spaghetti für uns. Es ist sehr spät, als wir endlich in den Kojen liegen.

10.11.2003 – 3. Tag

Das Tagesziel ist heute Castelsardo, ein schönes Festungsstädtchen auf einer Landzunge über dem Meer, was wir bei Sonnenschein um 10.00 Uhr in Angriff nehmen. Es ist kaum Wind und wir fahren mit Autopilot. Es scheint wie ein Ausgleich für gestern: lesen, sonnen, schlafen oder Knoten üben sind angesagt. Dann ist Castelsardo in Sicht. Die Festung auf dem Felsen und die Strände bieten ein tolles Panorama. Der Hafen ist neu und groß. Nach dem Anlegen trinken wir erst einmal in Ruhe Kaffee, bevor es zum Landgang in die Altstadt geht, wo wir zur Festung aufsteigen. Wir "bewundern" den Platz um die Palme, wo sich die alten Männer aufhalten, wir kaufen etwas ein, aber es gibt leider keinen frischen Fisch mehr um diese Zeit. Es ist schon dunkel, als wir uns auf den Rückweg machen. Der Vollmond neben dem Kastell ist ein tolles Motiv zum Fotografieren (es gelingt aber leider kein Foto davon). An diesem Abend kocht Guido sein phantastisches 3 Gänge Menü. Da es heute noch nicht so spät ist, spielen wir noch eine Weile Karten und ganz nebenbei wird die 5 l Rotweinflasche gekillt.

11.11.2003 – 4. Tag

Auch heute scheint die Sonne und unser Tagesziel heißt Bonifacio auf Korsika. Heute ist Faschingsanfang und um 11.11 Uhr wird "Helau" gerufen, in Gedenken an die daheim Gebliebenen. Die Windstärke wechselt von 3 auf 5 und wir kommen zügig voran. Es sind schöne Schaumkronen zu sehen und unsere "Denebola" legt sich ziemlich schräg. Am Nachmittag kommt die französische Küste in Sicht. Die hellen Felsenmassive mit den vielen Grotten, und die Festung da oben drauf das ist ein beeindruckender Anblick. Die Einfahrt in den Hafen von Bonifacio ist umwerfend. Nach dem Anlegen genießen wir das unglaubliche Panorama bei einem guten Grog. Dann geht es zum Landgang in die Altstadt auf den Felsen. Anders als auf Sardinien haben hier leider schon alle Geschäfte zu (das ist eben Frankreich). Wir genießen aber dann wenigsten den Blick von oben auf den erleuchteten Hafen. Wieder an Bord kocht auch heute wieder Guido (diesmal nur einen Gang, der echt lecker schmeckt). Nach dem Essen wird beraten, welche Route morgen genommen wird und dann spielen wir wieder Rommé. Als um 23.30 Uhr Zapfenstreich ist, stelle ich fest, daß die Wellen heute zwar toll aussahen, aber auch wegen der undichten Luke in unserer Kabine meinen Schlafsack ziemlich durchnäßt haben. Peter gibt mir eine Decke aber ich habe trotzdem eine recht kalte und unruhige Nacht.

12.11.2004 – 5. Tag

Über Bonifacio hängen dichte Wolken. Zum Frühstück an Deck (wegen der schönen Kulisse) gibt es frische Croissants. Ein streunender Hund beobachtet uns die ganze Zeit. Nach dem Frühstück geht es noch einmal rauf in die Altstadt. Die Jungs wollen unbedingt frischen Fisch oder Muscheln kaufen. Anke bleibt an Bord. Sie will duschen gehen. Beim Aufstieg kommen wir an Filmaufnahmen vorbei, die oben auf den Felsen laufen. Der Streuner vom Frühstück verfolgt uns bis hier herauf. Dann treffen wir endlich den lange ersehnten Straßenhändler mit frischem Fisch!! Die Jungs schlagen richtig zu (21,- €). Danach genießen wir die unglaubliche Aussicht bei Tageslicht und machen noch einige tolle Fotos von hier oben. Als wir ablegen, ist es inzwischen schon 11.30 Uhr. Die Ausfahrt von Bonifacio ermöglicht noch einmal den wunderschönen Blick auf das tolle Panorama. Es ist nur leichter Wind, Guido steht am Steuer und erreicht 6 Knoten. In Richtung der Bucht Cala Lunga, wo wir ankern wollen, kommen wir am Friedhof Lavezzi Razzoli vorbei. In der Bucht gehen wir vor Anker und setzen mit dem Schlauchboot über. Am Strand angekommen, müssen wir feststellen, daß wir auf der Weihnachtsinsel gelandet sind: Beweis ist das Foto von Anke mit Weihnachtsmann! Die Exkursion quer über die Insel führt uns zum alten Leuchtturm, den wir abenteuerlich besteigen, da er ja eigentlich gesperrt ist. Wieder an Bord, geht es in Richtung Isola Madalena, Porto Lunga, der auch in der Saison nicht überlaufen zu sein scheint, aber jetzt, außerhalb der Saison tot ist. Nach dem Anlegen wird an Bord das Abendbrot zubereitet: der am Morgen gekaufte Fisch. Torsten kümmert sich um den Fisch, Guido bereitet das Risotto zu und Peter ist für den Salat zuständig. Dieses opulente Menü mit dem frischen Fisch ist einfach köstlich – es bleibt nichts übrig. Einzigstes Problem ist der nun anstehende riesige Abwasch, den dann Anke und ich übernehmen müssen. In diesem einsamen Hafen haben wir sogar noch Bootsnachbarn bekommen. An diesem Abend spielen wir keine Karten, sondern Kniffel, hören Direstraits, naschen Chips und Schokolade. Es werden wieder mal allerhand Flaschen Wein alle. Das Boot schaukelt die ganze Nacht über.

13.11.2003 – 6. Tag

Der Himmel ist leicht bewölkt, und wir brechen sehr überraschend gegen 08.00 Uhr auf, Anke liegt noch im Bett. Frühstück gibt es heute mal auf See draußen. Guido brät Rühreier. Langsam kommt die Sonne durch. Der Kurs geht Richtung Isola Caprera. Wir ankern in der Bucht von Porto Palma, wo ankern eigentlich nur mit Ausnahmegenehmigung erlaubt ist. Zum Landgang setzen wir mit dem Beiboot über. Unser Ziel heißt Casa di Garribaldi. Der Ausflug läuft so ab: erst gehen wir in die falsche Richtung, dann zurück. Später finden wir den Abzweig nicht. Auf dem Rückweg machen wir ein paar Fotos (mein Apparat steigt hier leider aus). Angekommen beim Museo di Garribaldi stellen wir fest: es ist geschlossen. Im Nieselregen machen wir uns auf den Rückweg zur Bucht und setzen wieder über, nachdem der Mülleimer von Bord geholt wurde. Das Wetter ist besser geworden und das Wasser lädt zum Baden. Was wir dann auch tun. Zum Aufwärmen gibt es anschließend Grog. Danach wird der Frühstücksabwasch gemacht, wir trinken den extra für Torsten gekauften Wermut und reden miteinander. Die See ist spiegelglatt und die Bucht sehr einsam. Mittlerweile ist es Zeit fürs Abendbrot. Alles was noch da ist, kommt auf den Tisch und dann wird über das Menü abgestimmt. Es gibt Thunfischsalat und Spaghetti mit Tomaten / Gemüse – Soße. An diesem Abend wird der Abwasch mal ausschließlich von den männlichen Crew - Mitgliedern gemacht. Heute bleibt auch ausnahmsweise mal reichlich vom Essen übrig - die Nudeln werden kleingeschnitten und kommen in die Soße. Bis zum Zapfenstreich um 23.30 Uhr wird heute nur gequatscht.

14.11.2003 – 7. Tag

08.00 Uhr ist Aufstehen angesagt. Die Sonne scheint und es ist kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Die Jungs waren schon baden!! Das ist mir dann doch nichts. Ich begleite Torsten auf einer kleinen Schlauchbootrundfahrt, er macht Fotos. Wir frühstücken in aller Ruhe an Deck. Dann Abfahrt in Richtung Palau. Oberhalb des Ortes liegt die Felsformation Capo d’Orso. Obwohl wir langsam daran vorbei fahren, können wir den Bären nicht wirklich erkennen (eigentlich gar nicht). Es ist kein Wind, der Autopilot ist an, wir sonnen uns an Deck oder lesen. Da kommt die Küstenwache mit Sirenen auf uns zu. Wir sollen sofort abdrehen, verstehen aber nicht, worum es eigentlich geht. Ich entdecke aus Richtung Santo Stefano kommend ein U-Boot mit Eskorte. Sie wollen anscheinend das Magdalenenarchipel verlassen. Wir müssen ausweichen und warten, bis sie vorbei sind. Torsten und Peter können ein paar Fotos von dieser außergewöhnlichen Begegnung machen. Auf dem aufgetauchten U-Boot sind deutlich 4 Personen auf dem Turm zu erkennen. Als das Boot samt Eskorte vorbei ist, können wir ihnen folgen. Sie fahren einen großen Bogen in Richtung Festland Italien. Wir fahren weiter in Richtung Isola Step??. Es ist nur leichter Wind und die Segel können gesetzt werden. Wir haben viel Zeit und der Skipper läßt ein paar Übungen (Halse etc.) ausführen. Als sich Guidos Hunger meldet, holen er und Torsten sich etwas von den kalten Nudeln vom Vortag. Für uns macht Torsten dann den Rest der Nudeln warm –lecker! Etwas später vor Cala Liscia Ruia (?) fahren wir in die Bucht und ankern. Wir setzen ans Ufer dieser traumhaften Bucht über - Strandspaziergang und Sonne pur genießen. Wir fahren mit dem Beiboot zurück zu unserer "Denebola", aber Guido schwimmt die ganze Strecke zum Boot. Als wir alle angekommen sind gehen wir auch baden. Türkisfarbene Bucht und Sonnenschein und das mitten im November – einfach herrlich!! Anschließend wird der Rest Rum zum Grog und wir trinken Kaffee zum warm werden. Dann geht es weiter nach Portisco – unserer Endstation. An der Tankstelle ist niemand. Wir rufen die an der Tür angegebene Nummer an und warten dann auf den Tankwart. Inzwischen wird auch der Rest vom Wermut vernichtet. Nach dem Tanken legen wir an unserem letzten Liegeplatz an. Nun ist es Zeit ans Abendbrot zu denken. Anke, Guido und ich ziehen los, die Ferienanlage zu erkunden und vielleicht eine Einkaufsmöglichkeit oder Gaststätte auszumachen. Unser Ergebnis: Die Ferienanlage ist um diese Jahreszeit tot. Als wir zum Boot zurückkehren, ist das Boot verschlossen und Torsten und Peter sind weg. Was wir da noch nicht wissen, die beiden wurden zum Einkaufen gefahren. Als sie zurückkommen, werden sie mit großem Hallo begrüßt. Der mitgebrachte Wein wird sofort geöffnet und wir machen uns über die riesen Mortadellastücke her. Das Abendbrot wird auf 20.00 Uhr verschoben. Unser 3 Sterne Koch Guido wird wieder kochen: Risotto mit Gorgonzola und Tomatensoße mit Hackfleisch. Es wird lecker wie auch an den letzten Tagen. Dann ist wieder Kartenspielen angesagt, aber diesmal ernsthaft mit Aufschreiben, was dann auch bis Mitternacht geht. Unsere letzte Nacht an Bord ist ziemlich ruhig, das Boot schaukelt nicht, aber es macht eine Menge Geräusche (die Wanten schlagen an den Mast und es gibt einen motorähnlichen Summton). Um 08.00 Uhr heißt es zum letzten mal aufstehen an Bord und endlich wieder mal duschen gehen. Wir frühstücken in aller Ruhe an Deck, denn bis zur Bootsabnahme ist nach viel Zeit. Es folgen abwaschen, aufräumen und packen. Die Abnahme ist dann kurz und schmerzlos. Die Charterfirma hat den Transfer nach Olbia organisiert, wo wir dann um 11.00 Uhr ankommen. Hier heißt es dann Tschüß sagen, zunächst zu Anke, in Köln dann für alle. Bis bald mal wieder??